14. Kapitel
Während die Hochzeit unaufhaltsam näher rückte, vergrub ich für die nächsten vier Tage das Gesicht in den Kissen und heulte mich in eine wahre Teenie-Hysterie, während meine Eltern unten saßen und sich Sorgen um mich machten. Ich tat mir abwechselnd Leid und schämte mich. Mum brachte mir tassenweise heiße Schokolade, wovon ich nur noch mehr heulen musste, weil ich so furchtbar dankbar war, dass es hier im Haus jemanden gab, der mir Kakao kochte.
Keiner der Jungs rief mich an. War ja klar. Was um alles in der Welt hatte ich denn erwartet? Dass Justin sich über Nacht in einen schrecklich einfühlsame Erwachsenen verwandelt hatte? Dass Clelland es sich noch mal überlegte und es auf einmal vollkommen in Ordnung fand, dass eine 32-Jährige mit seinem kleinen Bruder rummachte? Und nie im Leben hätte ich geglaubt, dass er jemals an uns beide zurückgedacht hatte. Jedenfalls nicht so, nein, ganz bestimmt nicht.
Clelland hatte Recht. Es war widerlich, einen 17-jährigen Jungen zu küssen. Oder etwa nicht? Plötzlich gewann mein Trotzkopf wieder die Oberhand. Cameron Diaz durfte mit Justin Timberlake rumknutschen, und die könnte glatt seine Mutter sein. Rod Steward ging dauernd mit Teenagern aus. Clelland spielte sich bloß als Anstandswauwau auf, weil es um seinen kleinen Bruder ging.
Ich war eindeutig zu weit gegangen. Keine Frage. Aber Clelland musste ja auch nicht im Körper eines Teenagers leben. Und außerdem hatte er selbst gesagt, ich solle dieses Leben als Geschenk betrachten, es annehmen und auskosten, weil man schließlich nicht wusste, was als Nächstes passieren würde ...
Anscheinend war das allerdings kein Freischein, seinen schnuckeligen kleinen Bruder zu verführen.
Ich war tief in Gedanken versunken und dachte abwechselnd an das kribbelige Hochgefühl, das Justins junger Körper und sein frischer, süßer Geruch bei mir ausgelöst hatten, und daran, dass ich felsenfest davon überzeugt war, ihm keinerlei bleibende seelische Schäden zugefügt zu haben. Dann dachte ich an Clelland, und wie es wohl für ihn gewesen sein musste, zu sehen, wie das Mädchen, das er früher immer geküsst hatte, einen anderen küsste. Tja, das hätte er sich früher überlegen müssen, dachte ich bockig. Zum Beispiel in der Zeit, ehe er nach Aberdeen gegangen war.
Ich achtete überhaupt nicht auf meine Umgebung. Meine Mum war zu ihrer Schwester gefahren, und irgendwie schien es mir zu gelingen, meinem Vater überhaupt nicht mehr über den Weg zu laufen. Vielleicht hätten da bei mir sämtliche Alarmglocken klingeln müssen.
»Weißt du, verheiratet zu sein ist gar nicht so einfach«, sagte er nachdenklich, während er mir am Samstagmorgen knusprige Pfannkuchen auf den Teller häufte.
Was du nicht sagst, dachte ich.
»Ja«, fuhr er fort. »Es ist ein immerwährender Kampf.«
Ich guckte ihn mit leerem Blick an. »Den du ganz eindeutig gewinnst«, erklärte ich entschieden.
Er knurrte.
Mein kleines Handy fing an, »Colourblind« zu dudeln. Vielleicht sollte ich mir mal einen anderen Klingelton runterladen. Argwöhnisch nahm ich das Ding und ging damit nach oben. Es war Tashy.
»Bitte zank nicht mit mir«, flehte ich augenblicklich. »Wenn ich noch einen Menschen verliere, der mich kennt, höre ich vielleicht ganz auf zu existieren.«
»Was?«, fragte Tashy. »Warum sollte ich denn mit dir zanken?«
»Weil ich dich in die eheliche Sklaverei zwinge.«
»Um ehrlich zu sein, es tut mir Leid.«
Ihre Stimme klang gedämpft.
»Du hast die Hochzeit abgeblasen«, rief ich ganz aufgeregt. »Schon okay. Ich verstehe das. Du hast sogar Recht. Gut so. Ich habe lange genug hin und her überlegt, ob ich zurückkommen oder hier bleiben soll. Und ich denke, ich sollte hier bleiben. Ich muss meine Bewerbung für die Kunsthochschule noch fertig machen. Glücklicherweise werte ich seit fünf Jahren Bewerbungsunterlagen aus, und darum sind meine auch absolut perfekt.«
»Hol mal kurz Luft. Ich habe die Hochzeit nicht abgesagt«, unterbrach sie mich leise.
»Ach. Max ist ein wirklich liebenswerter Mann.«
»Halt die Klappe. Ich habe allerdings die Hochzeitsrücktrittsversicherung aufgestockt.«
»Vermutlich eine weise Entscheidung.«
»Wie dem auch sei. Darum geht es gar nicht.«
»Worum geht es dann?«
Tash stieß einen Seufzer aus. »Also, eigentlich kannst du froh sein. Du kannst froh sein, dass du nicht dabei warst.«
»Dass ich wo nicht dabei war?«
»Sieh mal, Flora, ich hätte dich doch unmöglich vorstellen können, und die ganze Sache wäre unsagbar peinlich gewesen, und bestimmt wäre es nicht so ungezwungen gewesen, wenn du dabei gewesen wärst und ...«
Fast musste ich lachen, als endlich der Groschen fiel und mir klar wurde, worüber sie redete.
»Du hast mich nicht zu deiner Junggesellinnen-Abschiedsparty eingeladen?«
»Nein«, antwortete sie tief beschämt. »Und es tut mir ehrlich und aufrichtig Leid.«
Ich lachte. Wenigstens lenkte mich das ein bisschen von meinen eigenen Problemen ab.
»Wen interessiert denn eine blöde Junggesellinnenparty?«
Sie seufzte theatralisch.
»Okay, dann tue ich eben so«, lenkte ich ein. »Hattet ihr diese bescheuerten Autoaufkleber mit ›Achtung Anfänger!‹?«
»Ja.«
»Und billige Plastikschleier?«
»Ja.«
»Eine wüste Mischung von Leuten aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen wie Arbeit, Freizeit und Familie, die den ganzen Abend stumm nebeneinander sitzen, weil sie außer dir nichts gemeinsam haben, weshalb du auch dafür verantwortlich bist, dass alle einen schönen Abend haben, obwohl Heather die ganze Sache organisiert hat, und deine Mutter sitzt da und raucht Kette und passt ganz genau auf, was und wie viel du isst und trinkst?«
»Weißt du was, ich habe mich schon gewundert, warum du mich nicht im Vorfeld damit genervt hast«, sagte Tash. »Du wusstest doch ganz genau, wann die Party steigt.«
Weil ich mich zur Unzeit aus dem Staub gemacht hatte, war Tashy nichts anderes übrig geblieben, als ihre große Schwester, Heather, zu bitten, sich darum zu kümmern. Mehr schlecht als recht.
»Aber ich habe momentan leider andere Dinge im Kopf«, erklärte ich bedrückt.
»Zum Beispiel?«
Ich beugte mich über das Telefon. »Ich habe mit Justin geknutscht.«
»Welcher Justin?« Es dauerte einen Moment, bis sie es kapiert hatte. »Nein! Das ist ja widerlich! Er ist doch noch ein Baby! Ich fasse es nicht! Wie konntest du mir so was nur die ganze Zeit verschweigen?«
»Wie konntest du mich nicht zur größten Weiberparty einladen, die du je in deinem Leben feiern wirst? Alle Frauen, die dir nahe stehen, waren da. Und außerdem habe ich mir schon gedacht, du würdest die Nase rümpfen und es total widerlich finden.«
»Allerdings.«
»Ich bin ein 16-jähriges Mädchen, ich habe 16-jährige Hormone, kapiert ihr, was ich sage, Leute? Macht mal halblang.«
»Wie war es?«, fragte sie mit gesenkter Stimme.
»Fantastisch«, erwiderte ich. »Wir haben geknutscht. Er hat unglaublich gut gerochen. Und du würdest nicht glauben, wie männlich sein Körper sich anfühlt. Na ja, jungenhaft männlich. Aber gut.«
»War es, wie ... du weißt schon ... als du ...?«
»Ich denke nicht im Traum daran, auf diese Frage zu antworten.«
»Ich bin gleich da«, rief sie aufgeregt. »Dann erzähle ich dir auch, wie die Party war.«
Mein Dad ließ sie herein, nachdem sie ihm erzählt hatte, sie käme zu einer Beratungssitzung und wolle mich mental noch ein bisschen coachen.
»Sehr vertrauensselig, deine Eltern«, stellte sie fest, als mein Dad sich getrollt hatte, um ihr eine Tasse Tee zu kochen.
»Gott, ja, ich weiß. Bitte, reiß dich zusammen und belästige mich nicht, auch wenn sie dir quasi stillschweigend die Erlaubnis dazu erteilt haben.«
Ich hockte mich auf den Boden und zog die Knie an die Brust. Tashy ließ sich auf den viel zu kleinen Schreibtischstuhl fallen. Genau wie wir früher auch hier gesessen hatten.
»Dann setz dich auch nicht so dahin.«
»Okay.« Ich hopste aufs Bett. »Erzähl erzähl erzähl.«
Sie seufzte tief. »Ich bin bloß froh, dass du nicht da warst und das mit ansehen musstest«, stöhnte sie. »Damit gibt es einen Zeugen weniger. Macht also sämtliche Frauen, die ich kenne, minus eine.«
»Tash, immer machst du das. Hast du immer schon. Immer denkst du, du hättest etwas ganz furchtbar Schlimmes angestellt, dabei bist du bloß über eine Topfpflanze gestolpert oder so was in der Art.«
»Nein, es war wirklich schlimm.«
»Schlimmer als einen Teenager zu küssen?«
»Ja.«
»Hast du den Stripper geküsst?«
»Nein«, protestierte Tash. »Lieber Gott, ich wünschte, ich hätte bloß den Stripper geküsst.«
»Hast du ohne Höschen auf dem Tisch getanzt?«
»O Gott, nein, wer macht denn so was?«
»Niemand!«
Wieder seufzte sie. »Okay. Ich ... ähm, ich hatte einen kleinen Super-Gau.«
»Tashy«, sagte ich. »Was bitte ist ein ›kleiner‹ Super-Gau?«
Zögerlich rückte Tashy mit ihrer Story heraus. Sie waren ungefähr sechzehn Personen gewesen: Diverse Freundinnen von Tashy, Arbeitskolleginnen, ihre Mum, ihre Tante Cath und ihre Schwester waren am Freitag im TGI gewesen, noch so ein diabolischer Trick von Heather, weil in diesem Laden zwangsläufig selbst bei der optimistischsten Braut Langeweile und Existenzängste hochkommen.
Zuerst hatten sie grellbunte Cocktails getrunken, die so lachhafte Namen hatten wie »Tittipolitans« und »Kellner, eine sexuelle Anspielung bitte-tinis«, und mit einer Entschlossenheit, sich besinnungslos zu trinken, die viele Menschen schon seit geraumer Zeit nicht mehr verspürt hatten, waren sie dann nahtlos nicht zur zweifellos umfangreichen und geschmackvollen Weinkarte des Etablissements übergegangen, sondern bei Bacardi Breezers gelandet, dem natürlichen Begleiter von Potatoe Skins, Nachos mit Käse und Hackfleisch und ähnlich nahrhaften Snacks.
»Ich weiß nicht mehr, was wir gegessen haben«, ächzte Tashy, »aber es war alles braun.«
»Bis jetzt klingt es noch ziemlich gut«, sagte ich. »O nein, warte mal. 16 auf 32. Ich muss gedanklich erst umschalten. Okay. Da bin ich. Würg.«
»Wie dem auch sei, Heather fängt also mit ihrer Rede an, ja?«
»Au weia.«
»Au weia stimmt genau. Wie schwer kann es schon sein, sich vor einen Haufen Mädels zu stellen - okay, einen Haufen Mädels, der nicht mal mehr den Text von ›Wooh-oh, those summer nights‹ hinbekommt, aber trotzdem ... wie schwer ist es, einfach nur zu sagen: ›Gut gemacht, Schwesterchen, wir lieben dich‹? In normalen Familien läuft das so.«
»Was hat sie denn gemacht?«
»Sie hat dem Kellner ihre Titten gezeigt.«
»Heather hat doch gar keine Titten.«
»Habe ich dir das mit den Cocktails und dem Desaster auf Rumbasis noch nicht zur Genüge erklärt?«
»Doch. Entschuldige.«
»Und dann hat sie dauernd gesagt, ›tja, wenn du dich unbedingt ins Unglück stürzen willst‹, und dass man nur heiraten sollte, wenn einem gar nichts anderes mehr übrig bleibt, und ich soll daran denken, dass Männer aufgrund ihrer biologischen Veranlagung unfähig sind, treu zu sein und dass -«
Mein Dad klopfte, und wir verstummten schlagartig.
»Bitte schön, meine Damen«, sagte er fröhlich und kam mit einem Tablett herein, auf dem sich Tee und Schokoladenkekse und alles Mögliche türmten. »Ich hoffe, ich störe nicht allzu sehr. Ich weiß, dass die Privatsphäre für Teenager sehr wichtig ist.«
Ich sah ihn an und verdrehte die Augen wie ein echter Teenie, womit ich Tashy fast zum Lachen brachte.
»Stimmt genau, Mr. Scurrison«, entgegnete sie todernst. »Gut gemacht. Wissen Sie, wenn ein Kind ein liebevolles, stabiles Elternhaus hat, wie das bei Ihnen der Fall ist, dann muss man sich eigentlich gar keine Sorgen machen.« Sie senkte die Stimme, bis sie fast wie eine vertraulich plappernde Klatschtante klang. »Bei kaputten Familien, da muss man sich ernsthaft Sorgen machen«, flüsterte sie.
Ich war geschockt, und das sagte ich ihr auch, als mein Vater mit Sorgenfalten auf der Stirn aus dem Zimmer gegangen war.
»Was denn?«, fragte sie. »Ich will dir doch bloß helfen.«
»Ja, aber ...«
»Ich weiß, eigentlich geht mich das Ganze nichts an.«
Plötzlich musste ich an die Nächte denken, in denen ich versucht hatte, mich um meine Mutter zu kümmern. Tash war immer da, immer mitfühlend, immer nett zu meiner Mutter gewesen und hatte uns zum Shoppen und zu anderen kleinen Vergnügungen begleitet. Sie hatte sich als wahre Freundin erwiesen.
»Tut es wohl«, widersprach ich. »Und vielen Dank.« Ich schenkte Tee ein. »Also, Heather hält ihre Rede ...«
»Genau, und der Stripper ist natürlich völlig ihrer Meinung.«
»Warte mal - der Stripper ist inzwischen aufgetaucht?«
»Ja. Und knöpfte sich so ganz nebenbei das Hemd auf.«
»Klingt nicht gerade nach einer tollen Show.«
»Nein, nein, na ja, er nickt also bei allem, was Heather von sich gibt, und dann sagt er, als sei es das Komischste der Welt: ›Ladys, wisst ihr was, nehmt es nicht persönlich, aber Heiraten ist einfach nichts für Männer. Wenn ihr wüsstet, wie ich mir ständig selbst auf die Finger klopfen muss, und das nur meiner Tussi zuliebe. Die Sackläuse waren der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.‹«
»Igitt!«
»Ganz meine Meinung. Jetzt sitze ich also da mit fünfzehn kreischenden Weibern, bloß dass die nicht vor Aufregung kreischen, sondern aus purem Ekel. Doch statt dass die Bedienungen uns rausschmeißen und mich nach Hause gehen lassen, sagen sie: ›Hey, echt toll, dass ihr so einen Spaß habt‹, und das mit diesem aufgesetzten amerikanischen Akzent. Und der Stripper findet das Ganze auch nicht mehr komisch und fängt an, mit sich selbst zu reden und sagt: ›Scheiße, red nicht über die Sackläuse, du beschissener Versagen, und dann versucht er, sich so schnell wie möglich die Klamotten vom Leib zu reißen.«
»So was will doch keiner sehen!«
»Ganz genau! Und dann kommt er zur Unterhose, so ein Ding aus schwarzem Leder, über und über mit Nieten bestückt.«
»Und die haben alle gedacht, die Nieten seien -«
»Du hast‘s erfasst. Und die Mädels haben alle gekreischt: ›Krabbeltiere! Krabbeltiere!‹ Und dann hat uns irgendjemand vom anderen Ende des Ladens mit einer Garnele beworfen, damit wir endlich die Klappe halten und ...«
Traurig schüttelte ich den Kopf. »Manchmal reicht schon eine einziges kleines Krabbeltier.«
»Meistens«, sagte Tashy. »Egal, dann war jedenfalls die Hölle los. Ich sage nur: Cocktailsoße an der Decke.«
»Iiih!«
»Klebrig-käsige Speckstückchen auf der gesamten Front meines teuren Ronit-Zilkha-Designerfummels, Seiina saß heulend in der Ecke -«
»Seiina heult doch immer auf Partys«, winkte ich ab.
»- und meine Schwester flüstert dem Stripper, dem die pure Panik in den Augen stand, irgendwas ins Ohr ...«
Wir verstummten kurz und überlegten, was das wohl gewesen sein könnte.
»Egal. Und dann ist es passiert.«
»Dann ist was passiert?«
»Na ja, alle haben mitgemacht und Essen durch die Gegend geworfen, ja?«
»Sind wir schon beim Super-Gau?«
»Kommt gleich.«
»Okay. Gut.«
Sie musste schwer schlucken. »Ich habe einen Teller auf den Boden geworfen.«
Ich schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Siehst du! Es ist immer was ganz Belangloses.«
Sie ignorierte mich. »Ich habe ein ganzes Tablett mit Tellern auf den Boden geknallt. Bloß damit alle endlich ihre verdammte Schnauze halten. Und dann habe ich gebrüllt: ›Schnauze jetzt, verdammt noch mal!‹ Und dann habe ich geschrien: ›Passt auf. Nicht alle Männer sind Schweine. Also krieg dich wieder ein, Heather. Und glaub mir, solltest du versuchen, mir die Hochzeit zu versauen, dann brauchst du dir keine große Mühe zu geben. Manche Männer sind einfach nicht die Richtigen. Was mindestens genauso deprimierend ist. Also macht mal halblang, okay? Ich ziehe die Sache ganz tapfer durch, und was kriege ich dafür? Ich werde beschimpft und mit Essen beworfen. Und DU, geh lieber mal in die Apotheke!‹ Okay, vielleicht habe ich mich nicht ganz so präzise ausgedrückt. Aber ich habe ziemlich viel geflucht.«
»Und was war dann?«
»Ich wurde von den schlagartig nicht mehr ganz so zuvorkommenden Angestellten gewaltsam aus dem Laden komplimentiert. Die hatten auf einmal kein Interesse mehr daran, dass ich einen netten Freitagabend habe.«
»Und?«
Sie klang richtig bedröppelt. »Ich hab mich so schnell ich konnte in Richtung Haymarket verdrückt.«
»Du machst Witze!«
»Nein. Ich habe mich verdrückt. Um halb zehn lag ich mit einer Tasse Tee bis an die Nase eingekuschelt im Bett und hab mir die Augen ausgeheult.«
»Na, das war ja ein voller Erfolg! Ahm, war Max auch da?«
»Der war bei seiner Junggesellenparty.«
»Oh«, sagte ich.
»Um drei Uhr nachts kam er nach Hause und wollte mit mir schlafen. Ich habe ihn aus dem Bett geschmissen, woraufhin er mich als Miststück beschimpft hat und dann umgehend auf dem Teppich eingeschlafen ist. Als ich aufgestanden bin, um ins Badezimmer zu gehen, da bin ich ... ich bin ...«
»Was?«
Ihre Stimme klang erstickt. »Ich bin ihm versehentlich mit voller Absicht auf die Hand getreten.«
»Was hast du getan?«
»Es war ein Unfall. Größtenteils.«
»Du weißt«, gab ich zu bedenken, »wenn körperliche Gewalt ins Spiel kommt, dann wird es höchste Zeit, sich mal ernsthaft Gedanken über die Beziehung zu machen.«
Jemand klopfte Sturm an der Haustür.
»Flora! Flora! Disaströs!«
»Was zum Teufel..?«, murmelte Tashy und schreckte aus ihren trüben Gedanken hoch.
Ich lief zur Tür. »Was zum Geier machst du hier?«
Stanzis Gesicht wurde länger und länger, als sie Tashy hinter mir entdeckte.
»Du sitzt auf meinem Platz«, sagte sie mit ganz piepsiger Stimme.
»Hat mein Dad dir denn nicht gesagt, dass wir gerade eine Beratungssitzung machen?«, fragte ich.
»Dein Dad, der ist gerade weg. Hatte es sehr eilig.«
»Wie bitte?« Tashy und ich fuhren wie von der Tarantel gestochen auf und rannten ans Fenster.
»Wo ist er denn hin?«, japste ich, während eine unkontrollierbare Panik in meinem Hals aufstieg. »Hatte er einen Koffer dabei?« O Gott. Was hatte er mir heute Morgen sagen wollen?
»Scheiße, was habe ich zu ihm gesagt?«, stöhnte Tashy. »Herrje, unser gesamtes beschissenes Leben ist ein einziger Super-Gau.«
Stanzi war nicht mit uns nach draußen gelaufen. Sie hockte auf dem Bett und guckte ziemlich traurig aus der Wäsche.
»Was ist los?«, fragte ich energisch, während ich ganz außer Atem meinen Mantel überzog. Gott sei Dank stand Tashys Auto vor der Haustür. Aber er konnte doch nicht, oder doch? Ganz sicher würde er nicht... Nicht mit diesem Mädchen ...?
Stanzi stand auf. »Es ist schrecklich«, jammerte sie. »Es ist einfach schrecklich, was mir passiert ist.«
»Oh, Süße«, tröstete ich sie. »Das geht doch vorbei, oder? Es ist bloß so ... es gibt da gewisse Dinge ...«
»Ja, für deine dicke fette Freundin hast du immer Zeit«, rief Stanzi aufbrausend. Ihr Gesicht war rot und weiß, und sie sah aus, als sei sie kurz davor zu explodieren. Tashy blickte mich an. »Okay. Was ist denn?«, fragte ich.
Stanzi schluckte ein Schluchzen herunter. »Es ist wegen Kendall«, erklärte sie. »Er ... er liebt mich nicht mehr ...«
»Ach du lieber Himmel«, stöhnte Tashy, »können wir jetzt bitte fahren? Und außerdem bin ich nicht fett.«
»Pst«, zischte ich. »So was ist mit sechzehn unheimlich wichtig.«
»Darüber komme ich bestimmt nie im Leben hinweg.« Die Tränen liefen ihr über die heißen Wangen. Sie sah aus wie eine Fünfjährige, als sie schließlich richtig anfing zu weinen. »Kannst du uns alles in Ruhe im Auto erzählen?«, bat ich sie, legte ihr den Arm um die Schultern und schob sie mit sanfter Gewalt zur Tür hinaus. »Es gibt nämlich noch jemanden, der nie über etwas wegkommen wird, wenn wir uns nicht höllisch beeilen.«
Ich bemühte mich, der gefrusteten Tashy den Weg zu erklären und gleichzeitig eine beinahe hysterisch heulende Constanzia mit den Resten eines alten Taschentuchs zu trösten, das ich unter dem Sitz gefunden hatte.
»Er hat gesagt, wir seien noch zu jung für eine so ernste Beziehung!«, jaulte sie.
Tashy auf dem Fahrersitz schnaubte verächtlich. Ich warf ihr einen strafenden Blick zu.
»Vielleicht stimmt das ja auch«, gab ich zu bedenken. »Ist doch möglich.«
»Du verstehst das nicht«, heulte sie. »Du warst noch nie verliebt.«
»Das geht irgendwann vorbei«, sagte ich der Verzweiflung nahe. »Hier links. An diesem schrecklichen rosa Büro vorbei, das aussieht wie ein Sonnenstudio.«
Wieder schnaubte Tashy.
»Es sieht wirklich aus wie ein Sonnenstudio«, beharrte ich.
»Du missverstehst mein Schnauben«, entgegnete Tashy.
»Sieh mal.« Ich packte Stanzi bei den Schultern. »Ganz egal, was uns jetzt auch zustoßen mag, es wird niemals so schlimm sein, dass es uns für den Rest unseres Lebens verfolgt. Auf keinen Fall!«
Tashy war drauf und dran, schon wieder zu schnauben. »Denn wenn das doch der Fall sein sollte«, erklärte sie und drehte sich zu dem in Tränen aufgelösten Häufchen Elend auf der Rückbank um, »kann es dir den gesamten Rest deines Lebens vergiften. Und dann ist unter Umständen irgendwann der Teufel los.«
»Ja, okay, Buffy, die Vampirjägerin«, fiel ich ihr ins Wort.
»Könntest du bitte wieder auf die Straße gucken?«
Tashys Handy fing an zu klingeln.
»Es ist verboten, beim Autofahren zu telefonieren«, bemerkte Stanzi spitz, offenbar nicht so deprimiert, um Tashy nicht eins reinzuwürgen.
»Pst«, zischte ich. Dann nahm ich sie in die Arme und knuddelte sie fest.
»Hi«, sagte Tashy gerade. »... nein, nein, mir geht es gut. Sieh mal, ich kann jetzt wirklich nicht ... ich kann wirklich nicht ... nein, das ist jetzt gerade ein ganz schlechter Zeitpunkt.«
»Wer ist denn dran?«, fragten meine hochgezogenen Augenbrauen. Tashy schüttelte entschlossen den Kopf.
»Nein, wir sind auf dem Weg zu Floras Dad.«
»Klappe!«, kläffte ich sie an. Stanzis Tränen durchnässten meine Brust.
»Pst. Nein, komm nicht her ... Auf keinen Fall! Nein! Ich meine es ernst. Nein!« Und dann legte sie auf.
»Wer bitte war das denn?«, verlangte ich zu wissen, als wir um die Ecke bogen.
»Niemand«, knurrte Tashy.
Dads Auto stand draußen vor seinem Büro.
»Mist«, zischte ich kaum hörbar. Mein Dad arbeitete samstags nie. Er ist nämlich nicht gerade das, was man sich gemeinhin unter einem Workaholic vorstellt. Und ich konnte an nichts anderes denken als an das Gesicht meiner Mutter an dem Abend, als ich von der Party nach Hause gekommen war.
Neben seinem stand noch ein anderer Wagen, und sofort wusste ich Bescheid. Wahrscheinlich, weil das Ding so tussenmäßig aussah. Ein billiges Auto, aber mit High-End-Ausstattung - schwarze Ledersitze, Alufelgen, der ganze nutzlose Schnickschnack. Es war rot, aber kein knalliges Feuerwehrrot. Eher so ein orange angehauchter Farbton, der nach Gefahr roch, ohne auch nur im Geringsten bedrohlich zu wirken. Es war makellos sauber. Ich wusste, dass es ihr Auto war. Ich wusste es sofort.
Tashy ging in Richtung Tür.
»Nein«, sagte ich. »Lass mich das machen. Ich muss.«
Sie nickte stumm.
»Bleib hier und kümmere dich um Stanzi.«
»Die soll sich zum Teufel scheren!«, schrie Stanzi aufgebracht vom Rücksitz. »Die kann mir doch nicht sagen, was ich jetzt machen soll.«
Na ja, zumindest vögelten sie nicht. Das hätte ich nicht verkraftet. Ich hätte da auf der Stelle einen Knacks fürs Leben abbekommen. Obwohl so eine Geschichte tollen Gesprächsstoff für zukünftige Diskussionen an der Uni zum Thema »Wer hat die verkorkstesten Eltern?« geliefert hätte.
Mein Dad war im Büro und redete eindringlich auf sie ein. Sie sah aus, als hätte sie sich mächtig ins Zeug gelegt: Ihre Haare waren frisch blondiert und sie trug eine bunte Blümchenbluse. Ein stämmiges, unscheinbares Mädel, das so ganz und gar nicht nach billigem Flittchen aussah.
»Sieh mal, Steph, ich glaube nicht -«, sagte er gerade zu ihr.
Ich rief mir ins Gedächtnis, was ich über derartige Situationen bei EastEnders gelernt hatte, und platzte unvermittelt zur Tür herein.
Mein Vater guckte wie eine Kuh, wenn‘s donnert, fast als hätte er gerade einen Oscar gewonnen oder so was in der Art.
»Flora Jane!«
»Ja, ganz recht. Ich bin‘s. Deine Tochter.« Ich guckte die Frau an. »Hi.«
Aber so, wie sie mich ansah, war ich mir sicher, dass sie bereits ganz genau wusste, wer ich war. Sie wurde knallrot und starrte betreten zu Boden.
»Ahm, Flora, was machst du denn hier?«, fragte mein Dad und räusperte sich. Er hoffte anscheinend, die ganze Sache als harmlose, samstägliche Geschäftsbesprechung abtun zu können. Vielleicht glaubte er ja, ich sei kurzsichtig.
Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn ich gesagt hätte: »Mum hat gestern vergessen dir zu sagen, dass du noch Bananen einkaufen sollst, und ich wusste nicht, dass du noch arbeitest.« Er wollte so sehr, dass ich das sage.
»Das kannst du nicht machen«, rief ich mit dem Mut der Verzweiflung. »Das kannst du Mum nicht antun. Und mir auch nicht. Das kannst du einfach nicht. Du machst alles kaputt. Kapierst du das denn nicht?«
»Aber ich -«
»Ich meine, nach allem, was Mum für dich getan hat... für dieses, dieses ...«
Eigentlich hatte ich Flittchen sagen wollen, oder welches andere treffende Wort mir für diese Frau auch eingefallen wäre, die meine Mutter zu einem Leben als klammernde Klette verdammte, hoffnungslos unglücklich und entsetzlich einsam, mit tagtäglichen Angstattacken, und ihre Tochter gleich mit, die wie ein Fähnchen im Winde war, unfähig, sich zu entscheiden, sich zu binden und glücklich zu sein und jemand anderen glücklich zu machen.
Doch als ich sie dann ansah und in ihr auffällig geschminktes Gesicht blickte, da sah ich bloß eine unglückliche Frau. Deren Zug längst abgefahren war und die sich dessen nur allzu bewusst war. Die (wie ich später noch erfahren sollte) mit einem grässlichen Kerl verheiratet gewesen und nun geschieden und allein stehend war, die wusste, dass ihre biologische Uhr unaufhaltsam tickte und ihre Schönheit langsam verwelkte. Konnte man es ihr verübeln, dass sie ihre letzte Chance ergreifen wollte? Ihre nette, gutmütige, grundanständige letzte Chance, und zum Teufel mit den Konsequenzen, denn schließlich war es ihr Leben, das einzige, das sie hatte, und sie konnte es einfach nicht ertragen, es ganz allein zu meistern, unbeachtet, unbegleitet und langsam verglühend wie ein unbewachtes Feuer. Aber uns hat er zuerst gehört.
»Dad«, bettelte ich. »Bitte.«
»Sieh mal, Flora, du musst mir glauben«, flehte mein Dad mit Panik in den Augen. »Ich bin bloß hier, weil ich mit ihr Schluss machen wollte.«
Stephanie wirkte völlig geschockt.
»Na, so ein Zufall«, erwiderte ich. Mein Herz hämmerte immer noch wie wild.
»Seit du angefangen hast ... ein bisschen verrückt zu spielen ... haben deine Mutter und ich sehr viel miteinander geredet, und mir ist klar geworden, dass du mich brauchst, dass ihr beide mich braucht. Mehr als alles andere.«
Ich sah ihm ins Gesicht. Er würgte die Worte hervor als spucke er Glasscherben aus.
»Es tut mir Leid, Flora«, sagte er zerknirscht.
Er verzog das Gesicht wie ein kleiner Junge. Wird denn keiner je richtig erwachsen?
»Ich mache dir keine Vorwürfe«, murmelte ich erstickt.
Aber als ich das sagte, wurde mir klar, dass ich ihm sehr wohl Vorwürfe machte. Ich hatte ihm immer Vorwürfe gemacht, viel länger schon, als ich hätte sollen. Ich hatte mir diesen einen Sommer herausgepickt und drum herum die Geschichte meines Lebens gesponnen. Weil mein Dad uns verlassen hatte, konnte ich keine Bindungen eingehen. Ich kam nicht über Clelland hinweg, weil ich ganz allein war. Ich konnte nicht das tun, was ich eigentlich tun wollte, weil ich mich um meine Mutter kümmern musste. Ich hatte die alltägliche Tragödie meiner Eltern genommen und mein persönliches Waterloo daraus gemacht. Meine Erklärung für alles, was schief gegangen war, der Grund für mein eigenes Unglück. Ein ganz normaler, durchschnittlicher, schwacher Mann, rein zufällig mein Dad, und ein einsames, durchschnittliches Mädchen, das einfach nur geliebt werden will, treffen in der schäbigen Kulisse eines Vorstadtbüros aufeinander, mit Dienstplänen und Terminkalendern an den rosa Pinnwänden, abgewetzten Teppichen und einer Luft, die nicht ganz so rauchfrei roch, wie sie hätte riechen sollen. Ziemlich trivial, das Ganze.
Komischerweise fühlte ich mich aber plötzlich bärenstark. Es war nicht meine Schuld. Es war nicht mein Problem. Es war etwas, das einfach so passierte. Und es war mir passiert, und ich hatte zugelassen, dass es mir das ganze Leben versaute. Ich hatte es als Ausrede benutzt, um bei einem Mann zu bleiben, den ich nicht liebte. Als Entschuldigung, nicht erwachsen zu werden. Ich hatte plötzlich Mitleid mit meinem ersten Ich. Und ich beschloss: Was auch immer passieren mochte, ich würde es durchstehen, und ich würde nicht wieder so enden wie beim ersten Mal.
»Schwein«, zischte Stephanie kaum hörbar und schaute von meinem Vater zu mir und wieder zurück. Ich rückte näher an meinen Dad heran und merkte, dass ich ganz, ganz dringend von ihm in den Arm genommen werden wollte.
»Was?«, sagte mein Dad.
Sie schluckte schwer. »Du hattest nie vor, sie zu verlassen, oder? Du hast mich die ganze Zeit angelogen, stimmt‘s?«
»Ich habe dich nicht angelogen, Steph, Ehrenwort.« Er sah aus wie ein Häufchen Elend. »Aber meine Familie braucht mich.«
»Meine Familie braucht mich«, äffte sie ihn nach. »Schön. Und die gute alte Stephanie wird schon damit klarkommen. Sicher. Ich gehe einfach nach Hause, trinke eine Flasche Tequila und nehme dann ganz allein meine Schlaftabletten, wäre das recht?«
»Stephanie«, sagte ich und machte einen Schritt auf sie zu.
In ihren Augen blitzte kurz Wut auf. »Rede bloß nicht mit mir, du kleine Hexe. Okay, du hast gewonnen, mit deinen großen traurigen Hundeaugen. Also verkneif dir deine beschissene Schadenfreude. Du hast noch dein ganzes Leben vor dir. Und ich stehe mit leeren Händen da. Hoffentlich bist du stolz auf dich.«
»Er hätte uns für Sie verlassen«, sagte ich zu ihr, und ich meinte es ernst. »Ehrlich. Hätte er. Wenn ich ihn nicht so gepiesackt hätte. Er hat Sie wirklich geliebt.«
Sie schniefte heftig.
»Aber meine Mum. Ich musste es für meine Mum tun.«
Sie blickte von mir zu meinem Dad. »Ach, fickt euch doch«, fauchte sie und stürmte an uns vorbei nach draußen.
Mein Dad heulte doch tatsächlich. Und er sagte dauernd, wie Leid es ihm täte, immer und immer wieder. Ich fand das furchtbar und wusste nicht, wie ich ihn dazu bringen sollte, damit aufzuhören.
»Du hast dich richtig entschieden«, sagte ich. »Ganz sicher. Ehrenwort. Sonst wärst du irgendwann sehr unglücklich gewesen.«
Er sah mich an, »Dafür bin ich aber jetzt sehr unglücklich.«
»Na ja, dann rede mit Mum darüber. Tu was dagegen. Niemand hat behauptet, die Midlifecrisis sei ein Zuckerschlecken, oder?«
Er sah mich mit rot geränderten Augen an. »Weißt du, Flora Jane ...«
Was er mir auch hatte sagen wollen, er überlegte es sich anders. Stattdessen ließ er sich auf einen Stuhl fallen. »Ich erzähle dir mal was übers Erwachsensein.«
Und ich umarmte ihn. Bloß ganz kurz, bloß damit er merkte, dass er nicht ganz allein war auf der Welt.
Dann habe ich das Büro verlassen - ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, und er musste allein zu Mum gehen und mit ihr reden.
Das Auto draußen war verschwunden. Stanzi hockte auf dem Bordstein und sah noch verdrießlicher aus als vorher.
»Wo ist Tashy denn hin?«
»Deine angebliche Beraterin ist mit einem Mann abgehauen«, knurrte sie. »Völlig grundlos. Bloß, um gemein zu sein zu Stanzi und ihr unter die Nase zu reiben, dass alle haben einen Mann, sogar die vertrocknete alte Schachtel.«
»Wer?«, fragte ich erstaunt.
»Fett. Kahlköpfig. Alt.«
Ich runzelte die Stirn.
»Ihr Dad?«
»Möglich.« Stanzi zuckte die Achseln.
»Hat sie ihn gekannt? Du hast doch nicht etwa zugelassen, dass meine b-« Fast hätte ich beste Freundin gesagt. »Du hast doch nicht zugelassen, dass meine Freundin entführt wird, oder?«
»Ich glaube, wenn der Entführer nicht ist total pervers, er würde zuerst mich wollen.«
»Hat sie denn nicht angeboten, dich mitzunehmen?«
»Doch. Aber ich habe gesagt, nein danke. Ich muss mich um dich kümmern. Ich warte auf dich.«
»Ach so«, sagte ich. »Die Sache ist bloß die, ich muss dringend wohin ...«